Published

15. November 2022

Die Digitalisierung im Gesundheitssystem hat in den letzten Jahren enorme Fortschritte gemacht und das Engagement der Politik war dabei ausschlaggebend. Die COVID-19-Pandemie hat zusätzlich zu einer Beschleunigung der Entwicklung beigetragen. Doch die Gefahr besteht, dass die Ansätze und Lösungen untereinander nicht kompatibel sind. Um den vollen Nutzen der Digitalisierung zu erreichen, müssen klare Ziele, Daten-Interoperabilität und eine breite gesellschaftliche Debatte über den Umgang mit Daten gewährleistet sein.

Bessere Kommunikation und Vernetzung

Die Menschen in Deutschland erwarten von einem digitalen Gesundheitssystem eine bessere Kommunikation und Vernetzung. Ein digitaler Behandlungspfad muss einfach zu erreichen sein und einen Mehrwert für die Patienten bieten. Digitale Plattformanbieter haben das Potenzial, Bedürfnisse zu erfüllen, aber es muss ein System entwickelt werden, das den Nutzern den gleichen Mehrwert wie kommerzielle Ökosysteme bietet, während es gleichzeitig die Errungenschaften unseres Gesundheitssystems schützt.

Die Krankenkassen spielen hierbei eine wichtige Rolle. Sie können durch die Finanzierung digitaler Innovationen und die Nutzung von Versichertendaten für die Wissenschaft zu einer besseren Gesundheitsversorgung beitragen. Doch um erfolgreich zu sein, müssen sie sicherstellen, dass sie immer die Bedürfnisse der Versicherten im Mittelpunkt haben und nicht die Partikularinteressen einzelner Akteure.

 Zentrale Fragen

  • Wie können wir den Nutzern einen Mehrwert bieten und gleichzeitig die Errungenschaften unseres Gesundheitssystems bewahren?
  • Wie können wir sicherstellen, dass die Ansätze und Lösungen miteinander kompatibel sind?
  • Wie können wir die Bedürfnisse der Versicherten im Mittelpunkt halten?

Die bestehenden Kundenschnittstellen sind auch der Grund, warum die Tech-Unternehmen derzeit gute Aussichten haben, Gesundheitsplattformen in Deutschland erfolgreich anzubieten. Trotzdem fehlt ihnen der Zugang zu ambulanten und stationären Gesundheitsdaten, was eine Gesundheitsplattform nur bis zu einem erweiterten Wellness- und Fitness-Bezug hinaus bringt. Der Unwillen zur Veränderung im deutschen Gesundheitswesen und die Regulierung als stark regulierter Markt erschweren die Digitalisierung. Stattdessen wird die weitere Ausgestaltung der Digitalisierung auch über Kooperationen gestaltet werden.

Krankenkassen als ideale Plattform-Betreiber

Von allen Akteuren im Gesundheitswesen, sind nur Krankenkassen nicht gewinnorientiert und als Körperschaften öffentlichen Rechts ideal dafür geeignet, eine Plattform zur Verfügung zu stellen, auf der andere Beteiligte ihre Leistungen und Services anbieten können. Durch die Pflicht, eine elektronische Patientenakte (ePA) anzubieten, wurden den Krankenkassen eine zentrale Aufgabe in der Digitalisierung zugewiesen. Eine aktive Rolle auszufüllen und an der Gestaltung der ePA mitzuwirken, kann dazu führen, dass Krankenkassen am digitalen Fortschritt partizipieren und gleichzeitig die Hoheit und Kontrolle über die Entwicklung behalten.

Daten als Chance zur besseren Versorgung

Ein weiterer wichtiger Punkt für die erfolgreiche Nutzung der Digitalisierung sind Daten und der Umgang damit. Das Prinzip der Datensparsamkeit muss überwunden werden, da Daten im Gesundheitswesen Leben retten können. Historisch gewachsene Prozesse bremsen die Digitalisierung aus und verhindern, dass Daten taggleich bei den Krankenkassen ankommen. Diese Daten können Krankenkassen helfen, den Versorgungsauftrag bestmöglich auszuführen und gefährliche Wechselwirkungen zwischen Arzneimitteln zu erkennen.

Wie können Krankenkassen ihre Rolle in der digitalisierten Welt optimal ausfüllen?

  • Daten nutzen: Daten sind ein wichtiger Baustein für eine effektive und effiziente Gesundheitsversorgung. Krankenkassen sollten daher Daten sammeln, verknüpfen und auswerten, um bessere Entscheidungen zu treffen und den Versicherten eine bessere Gesundheitsversorgung zu bieten.
  • Kooperationen eingehen: Statt alleine zu agieren, sollten Krankenkassen Kooperationen mit anderen Akteuren im Gesundheitswesen und mit Tech-Unternehmen eingehen, um Synergien zu nutzen und gemeinsam innovative Lösungen zu entwickeln.
  • Agilität zeigen: Die Digitalisierung ist ein schnelllebiges Feld und Krankenkassen sollten daher agil sein und schnell auf Veränderungen reagieren können. Dies bedeutet, dass sie sich ständig weiterbilden und neue Technologien ausprobieren sollten, um am Puls der Zeit zu bleiben.
  • Fokus auf den Patienten: Krankenkassen sollten immer den Fokus auf den Patienten haben und sicherstellen, dass die Digitalisierung für ihn einfach, zugänglich und nützlich ist. Dies kann durch die Entwicklung von einfachen und benutzerfreundlichen Tools und Anwendungen erreicht werden.
  • Regulierung beachten: Krankenkassen sollten sich stets an die bestehenden Gesetze und Regulierungen halten, um eine sichere und datenschutzkonforme Digitalisierung zu gewährleisten.

Bildquellen

  • Die Krankenkasse in der digitalisierten Welt: © istockphoto Waxwaxwax