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4. September 2023

Was für ein heilloses Durcheinander! Kaum ist die Pandemie halbwegs überstanden, verfällt unser Gesundheitsminister in einen regelrechten Reformwahn. Allein für dieses Jahr sind sechs, für nächstes Jahr weitere acht Gesetze geplant, dazu unzählige Verordnungen. Große Pläne, alles soll anders, besser, gerechter werden. Prima, möchte man da rufen, wenn da nicht ein großes Aber wäre.

Denn so wild wie die Vorschläge aus dem Berliner Bienenstock summen, so planlos wirkt das Ganze leider auch. Anstatt mit ruhiger Hand und klarem Kopf die Weichen auf Zukunft zu stellen, wird nach dem Prinzip Hoffnung drauflos gewurschtelt. Bloß schnell was verändern, Aktionismus first, Konzept second. Dabei wäre genau das dringend nötig: Ein großer Wurf, ein visionärer Plan, wer die Gesundheitsversorgung der Zukunft gestalten will.

Meine Vision wäre: Digital first, ambulant second, stationär last. Die Versorgung konsequent aus Patientensicht organisieren. Klare sektorenübergreifende Regeln für mehr Transparenz und Effizienz. Und vor allem: Mut zu echter Innovation statt Bestandsschutz für alle möglichen Lobbygruppen.

An Ansätzen dafür mangelt es dabei nicht. Schauen wir nach Frankreich, dort wurde die elektronische Patientenakte für alle Anwendungen geöffnet. Damit haben Patienten die Hoheit über ihre Daten und können selbst entscheiden, wer darauf zugreift. Das nenne ich echte Patientenorientierung!

Oder die Idee von Primärzentren als erster Anlaufpunkt bei Beschwerden, wie sie das neue Gesetz zur Gesundheitsversorgung vorschlägt. Nur leider eben wieder ohne Abstimmung mit den anderen Reformvorschlägen, ein Konzept dahinter ist nicht erkennbar.

So kann das nichts werden. Anstatt immer mehr Gleise in unterschiedliche Richtungen zu verlegen, braucht unser Gesundheitssystem eine Zugführung in die Zukunft. Digital, vernetzt und vor allem: konsequent aus Patientensicht gedacht. Daran sollten wir alle mitgestalten – und den Minister freundlich dazu einladen.

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