Published

4. September 2023

Der digitale Austausch von Daten ist in vielen Bereichen des Lebens längst Standard. Im Gesundheitswesen tut man sich damit jedoch traditionell etwas schwerer. In meinem heutigen Blogbeitrag möchte ich am Beispiel des elektronischen Kostenvoranschlags (eKV) für Hilfsmittel aufzeigen, wo wir heute beim digitalen Datenaustausch stehen.

Der eKV ist sozusagen ein „digitaler Oldie“ – er existiert bereits seit 2007 und war damals eine der ersten elektronischen Antragsmöglichkeiten im Gesundheitswesen. Über den eKV werden Anträge für komplexere Hilfsmittel wie Rollstühle, Pflegebetten oder Insulinpumpen digital an die Krankenkassen übermittelt. Dies erspart im Vergleich zum früheren Papierantrag vier bis sechs Arbeitstage!

Trotzdem gab es lange Zeit Vorbehalte gegen den eKV, insbesondere von kleineren Anbietern. Sie befürchteten hohen Aufwand und Kosten. Erst eine gesetzliche Regelung sorgte dafür, dass seit Februar 2023 alle Hilfsmittelanbieter am eKV teilnehmen müssen. Immerhin: Mittlerweile nutzen 95% der Sanitätshäuser und 80% der orthopädischen Werkstätten den eKV. So werden jährlich über 2,5 Millionen Anträge papierlos gestellt.

Welche Vorteile bringt der eKV konkret? Zum einen wird den Versicherten das benötigte Hilfsmittel deutlich schneller bereitgestellt. Weiterhin wird viel Papier gespart und der Wiedereinsatz von gebrauchten Hilfsmitteln erleichtert. Auch der Datenaustausch zwischen Krankenkasse und Anbieter wird optimiert, etwa bei der Prüfung von Zuzahlungen.

Trotz dieser Erfolge gibt es beim eKV noch Verbesserungspotenzial: Es fehlen einheitliche technische Standards, so dass Abstimmungsprobleme zwischen Softwareanbietern auftreten können. Zudem hätten sich manche Berufsgruppen mehr Offenheit für die Digitalisierung gewünscht, um den eKV schneller flächendeckend zu etablieren. Immerhin 16 Jahre hat es gedauert, bis das Papierformular endgültig abgeschafft wurde!

Was lässt sich also für die Digitalisierung im Gesundheitswesen allgemein aus dem eKV lernen? Zum einen, dass der Erfolg stark von der Akzeptanz bei den Betroffenen abhängt. Gesetzliche Regelungen können hier unterstützen. Wichtig sind aber auch gute Kommunikation, kontinuierliche Verbesserung und die Berücksichtigung der Bedürfnisse aller Beteiligten. Nur so lässt sich die anfängliche Skepsis gegenüber digitalen Lösungen überwinden.

Abschließend lässt sich festhalten: Der eKV zeigt, dass Digitalisierung im Gesundheitswesen funktionieren kann und Ressourcen spart. Wir haben jedoch noch einen weiten Weg vor uns. Um alle Potenziale auszuschöpfen, braucht es Offenheit für digitale Lösungen und die kontinuierliche Anpassung der Abläufe an die neuen Möglichkeiten.