Digitalisierung in Deutschland
Published

19. März 2023

Die Digitalisierung in Deutschland – ein Witz ohne Pointe

Deutschland, das Land der Ingenieure und Erfinder, hinkt in der Digitalisierung hinterher. Laut dem aktuellen World Digital Competitiveness Ranking 2021 belegt Deutschland nur den 19. Platz von 63 untersuchten Ländern. Das ist nicht nur beschämend, sondern auch bedenklich für die Zukunft des Standorts Deutschland. Doch was steckt hinter dem digitalen Dilemma?

Unternehmen, Politik und Bildungssystem – alle spielen eine Rolle in der digitalen Entwicklung Deutschlands. Doch es scheint, als ob keiner von ihnen wirklich versteht, was Digitalisierung bedeutet.

Beginnen wir mit den Unternehmen. Viele von ihnen scheuen die Investitionen in digitale Technologien und Prozesse. Das Argument ist oft, dass die Investitionskosten zu hoch sind und die Digitalisierung nicht unbedingt ein positiver Faktor für das Geschäftsergebnis ist. Doch wer so denkt, hat den Sinn der Digitalisierung nicht verstanden. Die Digitalisierung ist nicht nur ein Mittel zur Kostensenkung, sondern auch ein wichtiger Faktor für die Wettbewerbsfähigkeit und die Zukunftsfähigkeit von Unternehmen.

Doch anstatt in die Digitalisierung zu investieren, wird das Geld lieber in andere Dinge gesteckt. Beispielsweise in Managementberatungen, die den Unternehmen erzählen, wie sie effizienter werden können. Dabei ist Effizienz ohne Digitalisierung nur begrenzt möglich. Doch wer braucht schon Innovationen, wenn man auch weiterhin den Status Quo bewahren kann?

Und dann ist da noch die Politik. Sie hat es bisher nicht geschafft, eine klare digitale Strategie für Deutschland zu entwickeln. In der Theorie gibt es viele Ankündigungen, aber in der Praxis sieht das Ganze anders aus. Die Breitband-Infrastruktur ist unzureichend und der Ausbau geht nur langsam voran. In ländlichen Gebieten gibt es noch immer viele Regionen, in denen kein schnelles Internet verfügbar ist. Das ist nicht nur für Unternehmen, sondern auch für Privatpersonen ein großes Hindernis. Doch anstatt die Infrastruktur schnellstmöglich auszubauen, wird lieber über Regulierungen und Gesetze diskutiert.

Auch das Bildungssystem hinkt hinterher. Der Einsatz digitaler Medien im Unterricht und die Vermittlung von digitalen Kompetenzen sind noch nicht ausreichend etabliert.  Und „nicht ausreichend“ entspricht im Kontext Schule nun nur ein: Manegelhaft!  Dabei ist es gerade in Zeiten nach der Pandemie und des verstärkten Einsatzes von digitalen Technologien wichtig, dass Schülerinnen und Schüler frühzeitig den Umgang mit digitalen Medien erlernen. Doch anstatt in die Bildung zu investieren, werden lieber die Ausgaben gekürzt.

Die Digitalisierung der Verwaltung in Deutschland? Ein Scherz! In kaum einem anderen Bereich sind die Defizite so offensichtlich wie hier. Die meisten Amtsstuben arbeiten noch immer nicht rein digital. Ein trauriges Beispiel dafür sind die BAföG-Anträge, bei denen die Studentenwerke deutschlandweit mit der Umsetzung der Digitalisierung kämpfen. Die Studierenden müssen sich gedulden und warten, bis sie endlich ihr Geld bekommen. Zwar können sie den BAföG-Antrag online einreichen (oho!), doch die Ämter müssen diesen zur Bearbeitung wieder ausdrucken. „Das ist Digitalisierung ad absurdum!“, sagte der Generalsekretär des Deutschen Studentenwerks, Matthias Anbuhl gegenüber „tagesschau.de„.

Während andere Länder längst fortschrittliche digitale Verwaltungsprozesse etabliert haben, hinkt Deutschland mal wieder hinterher. Es wird höchste Zeit, dass sich hier etwas ändert, bevor Deutschland endgültig zur Lachnummer wird.

Doch wer trägt die Konsequenzen für diese Ignoranz gegenüber der Digitalisierung? Es sind die Menschen, die in diesem Land leben und arbeiten. Es sind die Unternehmen, die durch den digitalen Fortschritt weltweit konkurrenzfähig bleiben müssen. Es sind die Schülerinnen und Schüler, die für die Arbeitswelt von morgen vorbereitet werden müssen. Es sind die Bürgerinnen und Bürger, die eine moderne Infrastruktur verdienen.

Es ist an der Zeit, dass Deutschland aus dem Traum „Analog ist doch auch OK und dieses Internetz wird sich nicht durchsetzen“ aufwacht und den Ernst der Lage erkennt. Die Digitalisierung ist kein vorübergehender Trend, sondern ein dauerhafter Prozess, der die Gesellschaft und die Wirtschaft nachhaltig verändert. Wer sich nicht darauf einstellt, wird langfristig den Anschluss verlieren.

„Ich denke, dass es einen Weltmarkt für vielleicht fünf Computer gibt.“ ___Thomas Watson, IBM

Doch wie kann Deutschland aus seinem digitalen Dilemma herauskommen? Es braucht einen klaren Plan und eine konsequente Umsetzung. Unternehmen müssen in die Digitalisierung investieren und digitale Prozesse etablieren. Politiker müssen eine klare digitale Strategie entwickeln und den Ausbau der Breitband-Infrastruktur beschleunigen. Das Bildungssystem muss digitale Kompetenzen vermitteln und den Einsatz digitaler Medien im Unterricht ausweiten.

Doch all das wird nicht von allein passieren. Es braucht den Willen und die Entschlossenheit von allen Beteiligten, um die Digitalisierung in Deutschland voranzutreiben. Ansonsten wird Deutschland weiterhin ein Witz ohne Pointe bleiben – ein Land, das sich seiner Stärken nicht bewusst ist und den Anschluss an die digitale Welt verpasst.

Es ist Zeit für Veränderung. Es ist Zeit, dass Deutschland aus dem Dornröschenschlaf aufwacht und endlich den Ernst der Lage erkennt. Denn nur so kann Deutschland auch in Zukunft erfolgreich sein und seinen Platz als eine der führenden Wirtschaftsnationen behalten.

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