Published

13. Juni 2024

In der Welt der öffentlichen Aufträge sind Vergabeverfahren ein entscheidendes Instrument, um Transparenz und Wettbewerbsfähigkeit zu gewährleisten. Besonders die freihändige Vergabe, auch als Verhandlungsvergabe bekannt, bietet eine flexible und effiziente Lösung für die Abwicklung kleinerer und dringender Projekte. In diesem Blogartikel werfen wir einen Blick auf die Voraussetzungen und Vorteile der freihändigen Vergabe und erklären, wann und wie sie zum Einsatz kommen kann.

Was ist eine Freihändige Vergabe?

Die freihändige Vergabe ist ein Vergabeverfahren, bei dem der Auftraggeber direkt mit ausgewählten Bietern verhandelt, ohne ein förmliches Ausschreibungsverfahren durchzuführen. Diese Methode ist besonders nützlich, wenn der geschätzte Auftragswert unterhalb der EU-Schwellenwerte liegt oder besondere Umstände vorliegen, die eine schnelle und unbürokratische Auftragsvergabe erfordern.

EU-Schwellenwerte für Freihändige Vergaben

Die EU-Kommission legt die Schwellenwerte fest, ab denen eine europaweite Ausschreibung erforderlich ist. Für die Jahre 2024 und 2025 gelten folgende Werte:

  • 143.000 Euro/netto für oberste und obere Bundesbehörden.
  • 221.000 Euro/netto für sonstige Behörden.
  • 443.000 Euro/netto für den Sektorenbereich sowie Verteidigungs- und Sicherheitsbehörden.

Nationale Regelungen und UVgO

Unterhalb dieser Schwellenwerte greifen nationale Regelungen, die überwiegend in der Unterschwellenvergabeordnung (UVgO) verankert sind. Jedes Bundesland hat dabei eigene Gesetze und Verordnungen, die spezifische Wertgrenzen und Verfahren festlegen. Eine Ausnahme bildet Sachsen, wo weiterhin die Vergabe- und Vertragsordnung für Leistungen – Teil A (VOL/A) gilt.

Bedingungen für Freihändige Vergaben

Freihändige Vergaben können unter bestimmten Voraussetzungen durchgeführt werden, darunter:

  • Dringlichkeit: Unvorhersehbare Ereignisse wie Naturkatastrophen oder technische Defekte, die eine sofortige Auftragserteilung notwendig machen.
  • Einzigartigkeit: Aufträge, die nur von einem bestimmten Bieter aufgrund technischer, künstlerischer oder exklusiver Rechte erfüllt werden können.
  • Misslungene Ausschreibung: Wenn nach einer öffentlichen Ausschreibung keine geeigneten Angebote eingehen.
  • Forschung und Entwicklung: Projekte im Bereich Forschung und Entwicklung, die nicht vollständig vom öffentlichen Auftraggeber finanziert werden und nicht ausschließlich dem Auftraggeber zugutekommen.
  • Zusätzliche Leistungen: Notwendige nachträgliche Leistungen, die nicht in den ursprünglichen Auftrag aufgenommen wurden.
  • Geringfügige Aufträge: Kleinaufträge, deren Wert unterhalb bestimmter nationaler Wertgrenzen liegt.

Vorteile der Freihändigen Vergabe

Die freihändige Vergabe bietet zahlreiche Vorteile:

  • Zeitersparnis: Verkürzt die Vergabezeit erheblich, da umfangreiche öffentliche Ausschreibungsverfahren entfallen.
  • Flexibilität: Erlaubt eine Anpassung an spezifische Anforderungen und Bedingungen.
  • Effizienz: Reduziert den Aufwand für Bieter und Auftraggeber, besonders bei kleineren Projekten.
  • Gezielte Ansprache: Auftraggeber können qualifizierte Bieter direkt ansprechen und zur Angebotsabgabe auffordern.

Praktische Anwendung und Tipps

Um die Vorteile der freihändigen Vergabe optimal zu nutzen, sollten öffentliche Auftraggeber regelmäßig die aktuellen Wertgrenzen und Verfahrensarten auf einschlägigen Internetseiten überprüfen. Eine genaue Kenntnis der jeweiligen Landesgesetze und Verordnungen ist essenziell, um rechtssicher und transparent zu handeln.

Fazit

Die freihändige Vergabe ist ein wertvolles Instrument im Vergabewesen, das öffentliche Auftraggebern ermöglicht, flexibel und effizient auf unterschiedliche Anforderungen zu reagieren. Besonders in Krisenzeiten, wie während der Corona-Pandemie, hat sich die Anpassungsfähigkeit dieser Methode bewährt. Durch die gezielte Ansprache qualifizierter Bieter und die Möglichkeit, Verhandlungen direkt zu führen, können Aufträge schnell und rechtskonform vergeben werden. Nutzen Sie die Möglichkeiten der freihändigen Vergabe, um Ihre Vergabeprozesse zu optimieren und wirtschaftsfördernde Impulse zu setzen.