GKV: Digitale Self-Service-Optionen
Published

23. März 2023

Digitale Self-Service-Optionen in der gesetzlichen Krankenversicherung

In Anbetracht dessen, dass die Digitalisierung in vielen Sektoren weitreichende Umwälzungen verursacht hat, ist es bemerkenswert, dass das deutsche Gesundheitssystem nur langsam auf diese Veränderungen reagiert. Die gesetzlichen Krankenversicherungen (GKV) scheinen in einer Umgebung gefangen zu sein, die durch starke Regulierung und hohe Markteintrittsbarrieren Innovationen behindert und somit wenig Anreize für digitale Transformation bietet, während gleichzeitig erhebliche Beschränkungen bestehen.

Die Digitalisierung bietet Krankenkassen enorme Möglichkeiten, die Zusammenarbeit mit ihren Kunden und Leistungserbringern zu optimieren und mehr Self-Service-Optionen anzubieten. Die Zeit ist günstig, da aufgrund der Corona-Pandemie immer mehr Menschen an digitale Lösungen herangeführt wurden und daher QR-Codes oder Links weniger skeptisch gegenüberstehen.

Insgesamt eröffnen digitale Self-Service-Angebote zahlreiche Vorteile für Krankenkassen und ihre Kunden. Durch die Optimierung von Abläufen und die Implementierung vollständig digitaler Prozessschritte sowie der Verarbeitung generierter Daten können Krankenkassen ihre Serviceangebote und Antragswege effizienter und kundenfreundlicher gestalten. Für die Kunden bedeutet dies eine verbesserte und flexiblere Interaktion mit ihrer Krankenkasse und einen Zeitvorteil im Antragsverfahren.

Online-Terminvereinbarungen

Ein Beispiel für digitale Self-Service-Optionen sind Online-Terminvereinbarungen. Durch den Einsatz von Online-Portalen oder Apps können Versicherte einfach und schnell Termine bei Ärzten oder Krankenhäusern vereinbaren, ohne telefonieren oder persönlich vorbeischauen zu müssen. Dies spart Zeit und Aufwand und ermöglicht den Versicherten eine unkomplizierte Terminfindung. Diese Leistung ist eine der am häufigsten nachgefragten Optionen von Kunden und kann sehr gut als Service vermarktet werden. Das Thema ist kampagnenfähig und kann als Leistung BAS-konform online- und offline beworben werden.

Digitale Rezepte

Digitale Rezepte sind eine weitere Self-Service-Option, die sowohl für Ärzte als auch für Versicherte Vorteile bietet. Anstelle eines physischen Rezepts stellen Ärzte elektronische Rezepte aus und senden diese direkt an die Apotheke. Versicherte können ihre Medikamente dann ohne Papierrezept und Wartezeiten abholen und auch die Leistungsabrechnung wird noch weiter vereinfacht, da das Scannen der Papierrezepte entfallen kann.

Individuelle Informationsangebote

Digitale Informationsdienste von Krankenkassen ermöglichen es den Versicherten, auf personalisierte Gesundheitsinformationen zuzugreifen, die ihren spezifischen Bedürfnissen und Interessen entsprechen. Dadurch wird eine gezielte Informationsübermittlung gefördert und die Patientenversorgung verbessert. Es ist wichtig, über geeignete Kommunikationskanäle Daten über die „Buyer Persona“ zu sammeln, zusammenzuführen und in passende Maßnahmen umzusetzen. Beispielsweise kann jemand, der auf der Webseite Informationen zu Schwangerschaft und Mutterschaft sucht, ein „Baby-Paket“ erhalten, das einen Newsletter und E-Mail-Sequenzen anbietet, die auf die verschiedenen Phasen der Schwangerschaft abgestimmt sind. Der Vorteil besteht darin, dass solche Kommunikationsstrecken nach ihrer Einrichtung leicht skalierbar sind und kontinuierlich neue Kund:innen hinzugefügt werden können. Der Service kann ohne zusätzlichen Aufwand von menschlicher Arbeit erweitert und skaliert werden. Für die Kund:innen ergibt sich dadurch ein positiver Kontakt mit ihrer Krankenkasse, die genau die Informationen bereitstellt, die in der jeweiligen Situation am hilfreichsten sind.

Zukünftige Self-Service-Optionen

Telemedizinische Beratung

Die telemedizinische Beratung ermöglicht es den Versicherten, über eine App oder ein Online-Portal unmittelbar medizinischen Rat von Ärzten einzuholen. Dies kann nicht nur den Zugang zu Gesundheitsdienstleistungen erleichtern, sondern auch dazu beitragen, Wartezeiten zu reduzieren und die Gesundheitsversorgung insgesamt effizienter zu gestalten. Die Erweiterung von Online-Therapie- oder psychologischen Beratungsangeboten ist ebenfalls eine vielversprechende Möglichkeit, um das Spektrum der verfügbaren medizinischen Dienstleistungen auszubauen. So können auch Menschen, die aufgrund von geografischen, zeitlichen oder persönlichen Einschränkungen Schwierigkeiten haben, Zugang zu solchen Dienstleistungen zu erhalten, besser unterstützt werden. Durch die Integration dieser erweiterten Angebote in die bestehenden Strukturen der Krankenversicherungen könnten sowohl die Versicherten als auch das Gesundheitssystem insgesamt von den Vorteilen der Digitalisierung profitieren.

Personalisierte Gesundheitsprogramme

Mit der Verarbeitung von Daten können nicht nur individuelle Gesundheitsprofile erstellt werden, sondern es ist auch möglich, auf Basis dieser Profile personalisierte Gesundheitsprogramme zu entwickeln. Diese können nicht nur gezielte Trainings- und Ernährungspläne enthalten, sondern auch Empfehlungen für eine gesunde Lebensweise und Verhaltensänderungen im Alltag geben.

So könnten beispielsweise Versicherte, die an Diabetes oder Bluthochdruck leiden, personalisierte Programme erhalten, die auf ihre spezifischen Bedürfnisse und Gesundheitsrisiken zugeschnitten sind. Hierbei könnten gezielte Trainings- und Ernährungspläne enthalten sein, die auf eine Senkung des Blutzuckerspiegels oder des Blutdrucks abzielen. Zudem könnten Empfehlungen für eine gesunde Lebensweise und Verhaltensänderungen im Alltag gegeben werden, um das Risiko von Komplikationen zu reduzieren.

Auch für Versicherte, die an psychischen Erkrankungen leiden, könnten personalisierte Gesundheitsprogramme entwickelt werden. Hierbei könnten beispielsweise Online-Therapieangebote oder Übungen zur Stressbewältigung integriert werden, die auf die individuellen Bedürfnisse des Versicherten abgestimmt sind. Zudem könnten Empfehlungen für eine gesunde Lebensweise und Verhaltensänderungen im Alltag gegeben werden, um das Risiko von Rückfällen zu reduzieren.

Ein weiterer Vorteil personalisierter Gesundheitsprogramme ist die Möglichkeit, chronische Erkrankungen besser zu managen. So könnten beispielsweise Versicherte mit Asthma personalisierte Programme erhalten, die gezielte Übungen zur Atemtherapie enthalten und Empfehlungen für ein gesundes Wohnklima geben. Auch für Versicherte mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen könnten personalisierte Programme entwickelt werden, die gezielte Übungen zur Stärkung des Herz-Kreislauf-Systems enthalten und Empfehlungen zur gesunden Ernährung geben.

Durch die Verarbeitung von Daten und die Entwicklung von personalisierten Gesundheitsprogrammen können gesetzliche Krankenversicherungen somit gezielte Präventionsmaßnahmen ergreifen und eine bessere Versorgung ihrer Versicherten gewährleisten. Zudem können durch personalisierte Gesundheitsprogramme auch Kosten gespart werden, da gezielte Maßnahmen ergriffen werden können, die das Risiko von Komplikationen und damit verbundene Kosten reduzieren.

Der e-Notfallpass

Der e-Notfallpass als digitaler Self-Service ist eine innovative Idee, die dazu beitragen kann, die Patientenversorgung in Notfallsituationen zu verbessern. Durch die Nutzung eines digitalen Notfallpasses, der über eine App oder ein Online-Portal zugänglich ist, können Patienten ihre wichtigen medizinischen Informationen, wie Vorerkrankungen, Allergien, Medikamente und Notfallkontakte, jederzeit griffbereit haben. Im Falle eines medizinischen Notfalls können medizinisches Personal und Rettungskräfte schnell und effizient auf diese lebensrettenden Informationen zugreifen, was eine bessere und sicherere Patientenversorgung ermöglicht.Ein solcher e-Notfallpass kann auch den Zugang zu Gesundheitsdienstleistungen erleichtern und die Kommunikation zwischen Patienten, Ärzten und Krankenversicherungen optimieren. Darüber hinaus kann er dazu beitragen, die Effizienz des Gesundheitssystems insgesamt zu erhöhen, indem er den Informationsfluss beschleunigt und mögliche Fehlerquellen reduziert, die durch veraltete oder ungenaue Patientenakten entstehen können.Die Implementierung eines e-Notfallpasses als digitaler Self-Service in das bestehende Gesundheitssystem kann sowohl für die Versicherten als auch für die Gesundheitsdienstleister von großem Nutzen sein. Dabei sollten jedoch Datenschutz und Datensicherheit höchste Priorität haben, um die Vertraulichkeit der sensiblen Gesundheitsinformationen der Patienten zu gewährleisten.

Bildquellen

  • GKV: Digitale Self-Service-Optionen: Foto von Anna Shvets: https://www.pexels.com/de-de/foto/frau-fruchte-einkaufen-lebensmittelgeschaft-3962285/